Befragung der Bürgermeister-Kandidaten in Gauting 2020
Der ADFC Gauting hat anläßlich der Kommunalwahl 2020 den fünf Bürgermeister-Kandidat*innen einige Fragen zum Radverkehr in der Gemeinde gesand. Es war – zugegebenermaßen – recht kurzfristig. Dennoch wollten wir die Gelegenheit nutzen um zu erfahren, welche Vorstellungen die Bewerber*innen haben und wie eine Weichenstellung zur Radl-Zukunft in unserem Ort aussehen könnte.
Fragen ergingen an:
- Frau Dr. Brigitte Kössinger (CSU)
- Herr Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
- Herr Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
- Herr Tarek Luft (MfG/Piraten)
- Herr Wolfgang Meiler (BIG)
Von 2 Kandidaten bekamen wir bisher ein Rückmeldung. Wir möchten uns vielmals bedanken, dass sie sich die Zeit genommen haben. Wir stellen die antworten gerne auf unsere ADFC-Homepage.
Die Antworten wurden nur geringfügig redaktionell geändert.
1. Fahren Sie gerne Rad? Wenn ja: Fahren Sie auch gerne in Gauting mit dem Rad?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Ich bin bis vor drei Jahren viel mit dem Rad, meist aber bei Ausfahrten, unterwegs gewesen (warum jetzt nicht, hat persönliche Gründe). Die Aufgabe des 2. Bürgermeisters erledige ich mit dem PKW, da ich viele Termine wahrzunehmen habe und dies auch mit meinem Klinikjob organisieren muss. Die Fahrt auf der Bahnhofstrasse und durch die Ammerseeunterführung empfand ich stets als Stress und verstehe die Radfahrer. Ansonsten fuhr ich gerne in Gauting Rad.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Ja, ich fahre gern Rad – und ich nutze es auch gern für Fahrten nach und in Gauting. Der Ortsteil Hausen ist mein Zuhause, daher sind An- und Versorgungsfahrten nach Gauting keine reine Freude. Die kurze, schnelle Strecke in den Hauptort startet schon mit der Kreisstraße nach Königswiesen, auf der der Kfz-Verkehr mit hoher Geschwindigkeit und (bei Gegenverkehr) mit geringem Abstand überholt und mich bei Regen in Gischtfahnen einhüllt. Auch in Gauting ist der „Radl-Rahmen“ stark verbesserungsbedürftig. Hohe Bordsteinkanten, schmale Fahrbahnen mit z. T. schlechten Fahrbahnoberflächen, fehlende Abstellflächen, ... also alles wenig freundlich für Radfahrer.
2. Wie häufig benutzen Sie das Fahrrad für Wege in Gauting:
Täglich – mehrmals in der Woche – einmal pro Woche oder seltener?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Werde aber in naher Zukunft wieder Rad fahren können.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Mehrmals die Woche.
3. Auf welchen Straßen und Wegen in Gauting fühlen Sie sich als Radfahrer/in sicher - auf welchen eher unsicher?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Die Fahrt auf der Bahnhofstraße empfand ich stets als Stress und verstehe die Radfahrer. Die Unterführung an der Ammerseestraße halte ich ebenfalls für problematisch. Der Radweg nach Neuried hätte auch für mich eine Priorität. Ansonsten fühlte ich mich sicher.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Gott sei Dank bin ich körperlich nicht eingeschränkt, so dass ich mich nur bei sehr hohen Differenzgeschwindigkeit zwischen Auto und Fahrrad auf den überörtlichen Straßen wirklich unsicher fühle. Aber Freude kommt wirklich erst auf den Radlwegen nach Unterbrunn oder im Grubmühler Feld nach Stockdorf auf.
4. Welche Konsequenzen für die Arbeit als Erster Bürgermeister/Erste Bürgermeisterin würden Sie aus dem ADFC Fahrradklimatest 2018 (Gesamtbewertung Schulnote 4,3) ziehen?
Siehe auch: Fahrradklima-Test 2018: Gauting
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Radfahren muss für Kinder, aber auch alle Radfahrer durch die Ausweisung von Fahrradstraßen aus den Vierteln zur Schule und in den Ort sicherer gemacht werden. Die Zahl an Radabstellflächen muss innerorts qualitativ und quantitativ verbessert werden. Die Zahl an e-bike Ladestellen muss erhöht werden. An Baustellen sollten auch Umleitungen für Fahrräder ausgewiesen werden, wenn eine sichere Fahrt um die Baustelle (z. B. im Moment Sontowski) nicht möglich ist. Gemeinsame Veranstaltungen für alle Verkehrsteilnehmer um das gegenseitige Verständnis zu verbessern.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Die „Schulnoten“ des Tests treffen m. E. nach sehr gut zu. Die marginalen Verbesserungen der letzten Jahre (Radlstr. Königswiesen, Schutzstreifen) bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, die die Aussagen der Gautinger Lokalpolitik wecken. Die Stimmung zwischen Fußgängern, Radlern und Autofahrern wird nach meinem Gefühl aggressiver.
In der Konsequenz muss endlich spürbar etwas geschehen. Initiativen des Landkreises z. B., die dann die interkommunal besseren Verbindungen aufgreifen und in bessere Verbindungen in Gauting führen. Oder bauliche Maßnahmen an unseren innerörtliche Hauptverkehrsachsen, die in Verbindung mit reduzierter Geschwindigkeit die jungen Radler sicher auf die Straßen zurückholt und die Gehwege wieder den Fußgänger lässt.
5. Befürworten Sie es, wenn Gauting eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) anstrebt?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Ja.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Kooperationen und Quellen der Information befürworte ich grundsätzlich. Hoffentlich wirkt sich so eine Mitgliedschaft auch auf die Umsetzungsgeschwindigkeit von Maßnahmen aus.
6. Wie würden Sie als Bürgermeister/in den Radverkehr in der Gemeinde gezielt fördern wollen (beispielsweise durch die Einrichtung eines Runden Tisches Radverkehr oder die Stärkung des Fahrradbeauftragten)?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Ich würde ein regelmäßiges Treffen einberufen, bei dem die Vertreter aller Verkehrsteilnehmer (eventuell Etablierung von Sprechern für nicht organisierte Gruppen, z. B. Fußgänger) eingeladen werden und gemeinsam Konzepte besprochen und erarbeitet werden. Hier soll nichts zerredet, sondern zeitnah Lösungsvorschläge erarbeitet und soweit möglich umgesetzt werden. Es müssen Aktionen gestartet werden, die den Bürger*innen mehr Bewusstsein für den nicht motorisierten Verkehr geben sollten (Aktionen in Schulen , z. B. „Zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule, für meine Gesundheit und unsere Umwelt“)
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Meine Meinung ist, dass es weniger an Ideen zur Verbesserung des Radverkehrs fehlt. Es fehlt am politischen Willen zur Umsetzung, an Phantasie und Experimentierfreudigkeit, an interkommunaler Abstimmung und ein wenig mehr Geld könnte auch helfen. Deswegen bin ich weniger für weiteres allgemeines Reden, sondern für konkrete Projektgruppen, gern mit Teilnahme von Kompetenzträgern wie z. B. aus dem ADFC, die sich um konkrete Umsetzung kümmern. Wichtig ist dass wir schnell Verbesserungen Wirklichkeit werden lassen. Dazu braucht es Pragmatismus und die richtigen Prioritäten
7. Wie stehen Sie zu einer Umverteilung des Verkehrsraums zugunsten des Fuß- und Radverkehrs in Gauting? (Gerne konkret an einem Beispiel - vielleicht die untere oder obere Bahnhofstraße.)
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
An der oberen Bahnhofstrasse sehe ich gute Möglichkeiten für einen „Shared Space“, jedoch müsste er sofort in die Planung mit einfließen und von der Bevölkerung unterstützt werden. Für die untere Bahnhofstrasse wird es auf Grund der topographischen Lage schwierig eine realisierbare Umverteilung zu versprechen.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Für mich ist die fairere Verteilung der Verkehrsflächen zugunsten der Radler und Fußgänger ein wesentlicher Schritt zur Veränderung der Gautinger Mobilitätskultur. Wir müssen mit Schutzstreifen in der unteren Bahnhofstr. starten und endlich „Shared-Space“-Pläne auch mal umsetzen, wie sie für den Bahnhofsplatz existieren. Ohne Verbesserung der Angebote für Radfahrer können wir doch nicht ernsthaft eine Veränderung des Status erwarten.
8. Werden Sie sich auch bei möglichen Umsetzungs-Schwierigkeiten für einen Fahrrad-Schutzstreifen in der Bahnhofstr. aufwärts einsetzen?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Ich finde es muss ein sicherer Weg für Radfahrer geschaffen werden. Ich werde mich für einen Fahrradstreifen bergauf einsetzten, kann aber dessen Realisierung nicht versprechen. Eine Alternative wäre den „Krapfberg“ als Fahrradstraße auszuweisen und die Radfahrer, die allerdings einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssten, so sicherer zur oberen Bahnhofstrasse umzuleiten.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Wenn über das Ziel Einigkeit besteht, sind doch Umsetzungs-Schwierigkeiten die Würze des Schaffens.
9. Welche Anregung bzw. welche Wünsche haben Sie an den ADFC-Gauting?
Dr. Jürgen Sklarek (MiFü 82131)
Alle Verkehrsteilnehmer müssten Hand in Hand arbeiten, die einzelnen Verbände fokussieren sich oft zu sehr einschließlich auf die Belange Ihrer Mitglieder.
Hans-Wilhelm Knape (Bündnis 90/Die Grünen)
Eine Beiratsfunktion wäre wünschenswert. Konkrete Ideen und Vermittlung von Umsetzungsbeispielen. Beratung bei der Prioritätensetzung für die Verbesserungsmaßnahmen. Motivationsveranstaltungen und auch Wissensvermittlung (z. B. gute Radlrouten, Radtechnik, etc.) für mehr Radfahren.